Ich und das neue Küchengerät

Habe ich ein Autoritätsproblem, weil ich das neue Küchengerät nach drei Tagen noch nicht liebe?

Begeistert

(…und fast alles entspricht der Wahrheit)

Ich bin begeistert und überzeugt: Ich bin noch etwas skeptisch. 

In Rücksprache mit mir hat mir mein Liebster ein tolles Küchengerät geschenkt. Einfach so. Es gilt natürlich als Familien-Weihnachtsgeschenk. Ich muss mich aber noch daran gewöhnen.

Der Schenker ist davon begeistert und freut sich schon auf das Kochen damit in frühestens 10 Jahren, wenn er die Zeit und die Muße dazu hat. Auch Sohn 2 gefällt es. Er hat mich schon mit einem Grünkernchili-Gericht bekocht. Danke! Es ist herrlich, bekocht zu werden!

Meine Gegenargumente und Fragen waren zuerst vor dem Kauf: Stimmt das Preis-Leistungsverhältnis? Und: muss ich aus wirtschaftlichen Gründen jetzt jeden Tag damit kochen?  Kann ich meine Art kreativ zu kochen, beibehalten? Was tue ich, wenn der Strom ausfällt? Okay, der E-Herd kocht dann auch nicht. Wird mein Mixer eifersüchtig und fällt mein Pürierstab in der Lade ins „Bore-Out“? Weiß die NSA nun immer, was ich koche?

Seit ein paar Tagen steht es bei mir in der Küche

trendy

Dieses Gerät ist scheinbar gerade sehr trendy und Österreicher*innen lieben das Gerät Verkaufsparties? schon lange. Österreich hat bei der Einführung von Innovationen in der Küche die Nase, sprich den Kochlöffel, vorne hinkt wieder einmal nach.  Obwohl, meine Schwägerin aus Deutschland kennt und hat dieses Gerät schon seit über 20 Jahren und zaubert damit begeistert die feinsten Gerichte nicht nur Marmeladen auf den Tisch.

Auch ich bin überzeugt noch etwas überfordert: Das tolle hochpreisige Küchen- und Kochgerät kann kochen, braten, schmorren, dünsten, rühren, schnipseln, kneten, aufwärmen und es gibt eine super tolle App dazu, wo sämtliche Gerichte und Einkaufslisten querbeet aufgelistet sind und Lieblingsgerichte gespeichert werden können  (hallo NSA!). Fehlt nur noch, dass mir das Gerät Wahlempfehlungen schickt, Beziehungstipps gibt oder meine Emails beantwortet, während es selbstständig Kekse bäckt, weil ich ja bis jetzt noch immer keine Zeit dazu hatte.

Das Gerät fördert nebenbei die Kreativität, weil es während dem Kochen so viel Freiraum lässt: ich putze nebenbei fröhlich die Wohnung, räume singend die Schmutzwäsche in die Waschmaschine, gehe ganz entspannt mit den Hundies Gassi oder mache ein arbeitsaufwendiges Instagram Posting. Das Gerät kocht selbstständig weiter, bis zum nächsten gewöhnungsbedürftigen Piepsen, das mich aus einer anderen Tätigkeit reißt, das mir zeigt, dass der nächste Schritt nötig ist. Die Ergotherapeutin in mir fragt sich: fördert das Küchengerät, so wie das Handy, wenn man nicht Acht gibt, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom?
Es ist wirklich praktisch: Man arbeitet von einem Piepser bis zum nächsten Piepser, statt das ganze Gericht im Kopf zu haben. Und mich irritiert noch, dass mir jemand – eine Maschine! – sagt, was ich als nächstes zu tun habe.

Ich mag das noch gar nicht. Ich gehe in mich und frage mich: Habe ich etwa ein Autoritätsproblem?

Übung macht die Meisterin

Man muss diese Art zu kochen natürlich ein bisschen viel Üben und Gewöhnen. Es verlangt etwas viel  Vorausplanung, das mir gar nicht liegt, sehr entgegenkommt.
Ich kann mit exotischen einfachen Zutaten ein köstliches Gericht zaubern zusammenpantschen, falls ich alles zu Hause habe.
So zum Beispiel gestern. Sohn 2 stand begeistert und staunend kopfschüttelnd daneben.

Currynudeln mit gebratenem Schweinefleisch

Ich kochte Curry-Nudeln mit gebratenem Schweinefleisch. Wir hatten: keine Currypaste, kein Schweinefleisch, keine Kokosmilch, keine Frühlingszwiebel, keinen Brokkoli, keine chinesischen Nudeln, keine Erdnüsse und keinen frischen Koreander auf Lager. Meine Vorratshaltung ist überhaupt nicht beispielhaft seufze ich, während ich schon mitten im Kochprozess des Gerätes stecke.

Ich hielt mich wie immer nicht an das Rezept. Und befolgte natürlich 1:1 nicht die Vorgaben des Displays und das Gericht wurde trotzdem köstlich.

Ich wandelte das Rezept stark ab, übersprang Schritte am Display und verwendete statt den vorgegebenen Zutaten Rinderfilet, Pilze, Zwiebeln, Karotten, Zucchini, Spagetti, Chilisalz, Koreanderpulver und Obers.

innovativ kochen

Erneuerungen in der Küche bin ich selten immer sehr aufgeschlossen, denn ich bin gar nicht nostalgisch veranlagt. Das gewohnte Kochen wird mir fehlen?!  Ich genieße es vielleicht einmal?, dass ich nicht mehr so kochen muss, wie ich es gewohnt bin: früher habe ich den Kühlschrank geöffnet, ein paar Sachen herausgenommen, habe mit einer Idee angefangen und habe dann ganz etwas anderes gekocht. Jetzt koche ich wieder nicht sehr strukturiert und halte mich wieder nicht strikt an den Plan.

Was mir gar nicht fehlt, ist das ewige Umrühren im Topf. Das Umrühren im Topf fehlt mir!

Nach den Feiertagen werden Freunde zu uns kommen, die uns mir ein paar Kniffe beim Kochen mit dem Wundergerät zeigen werden. Dann wird den köstlichen Menüs im Hause M. nichts mehr nur mehr meine Skepsis im Wege stehen, davon bin ich überzeugt!

Fazit: Danke für das neue Küchengerät, Liebster!

PS: Danke, lieber Dominik! – Das ist ehrlich gemeint. Natürlich freue ich mich auf das gemeinsame Kochen mit dir. Noch viel mehr aber auf unsere gemeinsamen Mahlzeiten! :-)

Neue Art des Kochens

Sicherlich werde ich mich an diese für mich neue Art des Kochens gewöhnen, und ich werde es beibehalten so manche Gerichte etwas abzuändern. Ich darf also auch mit diesem Gerät beim Kochen kreativ bleiben. Und es ist wirklich innovativ, praktisch, durchdacht und arbeitserleichternd. Auch für mich, wenn ich es irgendwann ordentlich bedienen kann.

Leinölerdäpfel-Rezept aus dem Inspirationsbuch “Nordkind und Bemwind

 

Beitragsbild mit Mangold: Karin Klammer

Foto Leinölerdäpfel: Christine Mittermayr

schwarze Porzellanschale @textpoterie

2 Kommentare
  1. Margit Bauer
    Margit Bauer sagte:

    Danke, liebe Christine, ich hab Tränen gelacht. Das hätte alles auch bei mir so geklungen. Bis heute wehre ich mich gegen das beschriebene Objekt und koche und rühre, wie es mir gefällt und einfällt.
    Dafür wird es dein Liebster begeistert bedienen und du kannst dich derweil aufs Sofa legen;)
    Liebe Grüße von der überaus erheiterten Margit

    Antworten

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