und täglich grüßt das Murmeltier

Für mein kreatives Pensum gehe ich in die Badewanne,

…und nicht unter die Dusche.

Angeregt von dem Buch von Mason Currey “Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche – die täglichen Rituale berühmter Künstler *”, sehe ich mir “meine Rituale”, meine Tagesstruktur genauer an. Das Buch beschäftigt sich scheinbar mit den oberflächlichen Dingen des Alltags der “bedeutendsten Köpfe der letzten vier Jahrhunderte”. Der Autor  Currey geht den Fragen nach:

  • Wie kann man kreativ arbeiten und sich gleichzeitig einen Lebensunterhalt verdienen?
  • Ist es besser, sich einem Projekt voll und ganz zu widmen, oder sollte man sich jeden Tag ein bisschen Zeit dafür freischaufeln?
  • Muss man auf bestimmte Dinge verzichten?
  • Sind Komfort und Kreativität kompatibel? …

Diese Fragen interessieren auch mich. Die Anekdoten von Künstlern und die Einblicke in deren Leben zeigen mir:

  1. Patentrezepte für ein kreatives Leben gibt es keine
  2. erfolgreiche Künstler/-innen brauchen mehr Disziplin und Konsequenz in ihrem kreativen Leben, als Musen, die sie küssen
  3. und ab und zu ein ruhiges Platzerl, damit sich die Muse auch anpirschen kann…

Anmerkung zu Punkt 2 : Disziplin und Konsequenz

habe ich ansatzweise bzw. Punkt zwei ist ausbaufähig,

zu Punkt 3: Ruheplätze im Alltag

lernte ich nach und nach zu suchen. Das Töpfern auf der Töpferscheibe ist für mich zum Beispiel so ein ruhiges Platzerl. Neuropsychologische Untersuchungen ergaben: kommt das Gehirn in einen entspannten Zustand, kommen die besten Ideen.**

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Foto: Elisabeth Bernhofer

Das Töpfern an der Töpferscheibe ist ähnlich einem Ritual; man arbeitet konzentriert und gleichzeitig ist man dabei entspannt:

Die elektrobetriebene Töpferscheibe ist eingeschaltet. Wasser in einer Schale steht vor mir und Töpferwerkzeug liegt bereit.

Ich werfe die geknetete, zu einer Kugel geformten Porzellanmasse in die Mitte der Drehscheibe, befeuchte meine Hände und “zentriere” die Masse. Jetzt mache ich einen Zylinder, ziehe den Ton hoch: die Finger meiner rechten Hand aneinandergereiht an der Außenseite, drei Finger meiner linken Hand innen mitführend, während die Wand höher und dünner wird. Übe ich innen mehr Druck aus, formt sich das Gefäß nach außen. Die rechte Hand gibt von außen Halt; linke und rechte Hand arbeiten optimal zusammen. So forme ich Schalen und Becher. Ist zum Beispiel der Becher oder die Schale fertig, nehme ich einen Draht, und ziehe ihn bei laufender Drehscheibe unter dem Gefäß durch. Nun kann ich es vorsichtig von der Töpferscheibe heben.

  • Am nächsten Tag, wenn das Porzellangefäß etwas angetrocknet ist, werde ich die Rückseite mit einem speziellen “Abdreh-Eisen” bearbeiten.
  • Nach dem “Abschwämmeln” und Trocknen dann einmal brennen,
  • dann glasieren und noch einmal brennen
  • bedrucken und ein 3. Mal bei über 1000 ° brennen.

Edmund de Waal sagt über das Töpfern mit Porzellan:

Ich bin in diesem Augenblick und anderswo. Ganz und gar anderswo. Denn die Porzellanmasse ist zugleich Gegenwart und historisches Präsens.***

Foto: Elisabeth Bernhofer

Meine Tagesstruktur (siehe h i e r) ist nicht festgefahren und verändert sich immer wieder; denn sehr flexibel und sehr spontan bin ich schon. Das ist wahrscheinlich der Knackpunkt, warum Punkt zwei (siehe oben) ausbaufähig ist…

Mehrere neue Experimente offenbaren, dass sich kreative Aha-Erlebnisse vor allen in jenen Momenten einstellen, in denen wir uns entspannen und mental loslassen.

Unser Gehirn geht dann in einen ganz bestimmten Aktivitätsmodus über, einen “Offline-Modus”.**** Bas Kast

Ein Fixpunkt für mich ist, dass ich mir abends Inspirationen oft von einem Buch oder von einem Wohn-, Styling-, Designmagazin hole:

  • im Winter in der Badewanne
  • im Sommer in der Hängematte

Weitere Inspirationsquellen sind für mich:

  • Städtereisen
  • Museen
  • die Natur
  • textile Muster …

 

1. Welche Rituale hast du?

– Im Alltag, beim Arbeiten, beim Sporteln, beim Nichtstun, …?

2. Woher holst du dir deine Inspirationen?

Ich freue mich auf Antworten und Impulse von dir!

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Zitat, Buchtipps, Filmtipp:

*Titel der deutschen Fassung, Kein & Aber Verlag, 2014 // Originalausgabe: “Daily Rituals. How Artists Work.”, Alfred A. Knopf Verlag, 2013

**vergleiche: “Klick. Das Handwerkt der Kreativität oder wie die guten Ideen in den Kopf kommen; Bas Kast, 2015, Fischer Verlag

***aus: “Die weiße Straße”, Seite 18, Paul Zsolnay Verlag Wien, 2016 

**** aus: “Klick. Das Handwerk der Kreativität oder wie die guten Ideen in den Kopf kommen”; Bas Kast, 2015, Fischer Verlag; Seite 15/16

Keep Going, Austin Kleon, Workman Publishing New York

Filmtipp: “und täglich grüßt das Murmeltier” mit Bill Murray, 1993

 

 

 

 

 

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